Annalinde lässt sich als ein multifunktionales Urban Farming Projekt definieren, das in unterschiedlichen Räumen in Leipzig die Bedeutung der Umwelterziehung, des Bioanbaus, des bürgerlichen Engagements und der Klimaanpassung praxisnah aufklärt. Der Gemüsegarten, den ich 2017 fotografiert habe, ist Ausdruck der Gemeinschaftsverpflegung und der Begeisterung einer Gruppe von Leipzigern, die auch weitere Projekte in der Stadt durchführen, wie etwa einen Gemeinschaftsgarten, eine Umweltakademie und einen Obstgarten.
Annalinde
Saisonales Gemüse, bürgerliches Engagement und Agrarökologie in Leipzig
www.annalinde-leipzig.de
Blick auf den ökologischen Gemüseanbau auf der Lütznerstraße 108, im Westen der Stadt.
Die Straßenbahnlinie 15 fährt am Gemüsegarten vorbei (Haltestelle: Henriettestraße). Leipzig ist die Ursprung der Schrebergärten in Deutschland: Vor 150 Jahren entstanden hier die ersten Manifestationen der urbanen Landwirtschaft.
Die Initiative wurde von Dominik Renner und Jakob Ottilinger im Jahr 2011 ins Leben gerufen (der Projektleiter der Gärtnerei ist Philipp Sharf). Bald wurde dieses sozialgestaltende Urban Farming Projekt von Nachbarn und Gastronomen wertgeschätzt, die sich über das Gemüse in Bioqualität und die Begrünung einer Steinwüste auf der Lütznerstrasse in Altlindenau freuten. Aktuell versorgt der Gemüsegarten 80 Familien mit wertvollen Lebensmitteln, die mitten in der Stadt angebaut und in Form von Bio-Abokisten zur Verfügung gestellt werden.
Ich habe das Projekt während des von der Grüne Liga Berlin veranstalteten Urban Farming Kongresses (2017) gennengelernt, als eine vielfältige und internationale Akteurskonstellation von Gärtnern, Aktivisten, Bauern, Architekten, Erziehern und Gastronomen in die Heinrich Böll Stiftung zusammenkam, um gemeinsam Lösungen Richtung Klimaanpassung und nachhaltigen Stadtgestaltung auf eine interdisziplinäre und partizipative Herangehensweise zu finden. Zwei Wochen später war ich in Leipzig zu Besuch, um die wertvollen Vorhaben von Annalinde zu dokumentieren.
Topfkräuter, saisonales Gemüse und Honig sind einige der Ausdrucksformen dieses multifunktionalen städtischen Landwirtschaftsprojekts, das für seine pädagogische, ökologische und soziale Arbeit bereits mehrfach mit Preisen ausgezeichnet worden ist.
Das Gelände auf der Lütznerstraße wird durch zwei Gemeinschaftsgärten, eine Akademie und eine Obstgarten ergänzt, die über die ganze Stadt verstreut sind.
Gemüse und Kräuter werden auf fruchtbarem Boden mit Sorgfalt kultiviert, Bienenstöcke führen zu mehr Biodiversität und versorgen die Annalindlern mit Honig, Praktikanten und Freiwilligen können hier Bildung und eine grüne Oase finden, Kinder begeistern sich wegen der Möglichkeit zu erkennen, woher stammen die Zutaten, die sie täglich verzehren.
Endlich können unterschiedliche Aspekte der urbanen Entwicklung in einem kleinen Garten zusammenfließen: durch die Schaffung eines Biotopes entsteht auch ein Mikroklima, das nicht nur köstliches Gemüse beheimatet, sondern auch Insektenpopulationen ein Zuhause anbietet. Themen wie Mobilität (durch den Bioanbau von Kräutern und Gemüse in der Stadt spart man auch CO2 Emissionen) und Arbeit in der Öffentlichkeit (Annalinde hat im Laufe ihrer Entwicklung viel bürgerliches Engagement begünstigt) sind auch echte Denkanstöße, die Bürgern die Vorteile der Nutzung von städtischen Arealen zugunsten eines besseren Ernährungssystems näherbringen.
Im Jahr 2015 gewann der Garten den Preis des Wettbewerbs BodernWertSchatzen in der Kategorie "Regionaler Garten- und Gemüseanbau".
An den Herbst- und Regentagen kann man auch die naturnahe städtische Harmonie dank des gemeinschaftlichen Anbaus genießen.
Annalinde gGmbH
Gemüsegarten (im Westen): Lützner Strasse 108, 04177 Leipzig.
Gemüsegarten (im Osten): Am Güterring 4, 04318 Leipzig.
Gemeinschaftsgarten: Zschochersche Straße 12, 04229 Leipzig