Das Getreide und die Kulturlandschaftgestaltung
Die alten Weizensorten des Siguas Tals bilden eine lebendige Landschaft, die in Einklang mit der uralten Geschichte und den unterschiedlichen archäologischen Manifestationen dieser Umgebung in Südperu gedeihen. Trotz des Verlusts der Vollkornbrotkultur in dieser Gegend, eine Tradition, die ein wichtiger Bestandteil des lokalen Ernährungssystems seit dem 17. Jahrhundert darstellte, stehen diese geschichtsreichen Körner (mediterraner Herkunft) immer noch zur Verfügung.
Die uralten Feigenbäume des Siguas Tals begleiten diese Getreidetradition. Frische Feigen werden hier in der Tat seit uralten Zeiten mit geröstetem Weizenmehl gegessen. Das Mestizobrot, welches aus Vollkornmehl unterschiedlicher Weizensorten (die Candeal war sehr beliebt), Schmalz und Fenchelsamen besteht, wurde wöchentlich in Steinöfen gebacken, die in jedem Bauernhof vor der Industrialisierung der Landwirtschaft (Anfang der 80er Jahren) in dem Tal zu sehen waren.
Dieses Vollkornbrot begleitete die Bauer während der anstrengenden Aufgaben, die auf dem Feld unternommen werden müssten. Unterdessen verzehrte man auch Bergkäse und getrocknete Feigen, um die innere Kraft und geistige Konzentration zu erhöhen.
Der Ursprung dieser Weizensorten muss noch geforscht werden. Da einige Feigenbäume des Siguas Tals über 400 Jahre alt sind (deren Sorte, die Albacor, während der Islamisierung des iberischen Halbsinsels in Hispanien eingeführt wurde), bin ich mir sicher, dass einige dieser Weizensorten auch während der Kolonialzeit eingeführt wurden (wie die Sorte Candeal). Zusätzliche Erkundigungen sind nötig, um ihren Ursprung festlegen zu können. Dank der Hilfe des katalanischen Experts Victor García Torres war es mir aber möglich festzustellen, dass die italienischen Weizensorten Mentana und Senatore Capelli auch bei uns in Siguas zu sehen sind.
Ich baue diese Weizensorten nach der biodynamischen Methodik an. Auf diese Weise kann ein Gleichgewicht zwischen Insekten, Bodenfruchtbarkeit und Pflanzenwelt in diesem Trockengebiet eingesetzt werden. Alle diese Aspekte lassen sich in dem Aroma eines Vollkornbrotes wahrnehmen und geben mir auch die Gelegenheit, meine Erfahrungen in dem deutschsprachigen Raum in dieser Kulturlandschaft in Form eines Vollkornbrezels (solar gebacken) oder eines Hutzelbrots umzusetzen.
Neben dem Weizen baue ich auch (neuerdings) Roggen an. Ein Teil der Ernte wird gekeimt und mit einem Solartrockner dehydriert, um Essenerbrot, Panforte in Rohkostqualität oder Mashka herzustellen. Mit der Hilfe meiner Schwester (die ausgebildete Bäckerin ist) lassen sich diese Getreidesorten mit dem Backmerment von Hugo Erbe veredeln, um diese kulturellen Hybridationen des Siguas Tals in nahrhaftes Vollkornbrot umzuwandeln.
Keimung des Weizens in Siguas.
Die Ähren vor der Abreifung.
Alte Weizensorten mediterraner Herkunft.
Das in Gold getauchtes Weizenfeld.
Das Weizenfeld als Insektenhotel.
Drei Weizensorten des Feigenhofs.
Unterschiedliche Weizensorten und Roggen.
Die Körner nach der Ernte.
Die Geschichte der Menschheit lässt sich in diesen zwei Pflanzensorten zusammenfassen: Feigen und Weizen (Nomadismus und Sesshaftigkeit).
Senatore Capelli Weizensorte (in der Mitte des Bildes).
Überblick der Kulturlandschaft des Feigenhofs. Weizen, uralte Feigenbäume, Molles und Tiere gedeihen inmitten einer archäologischen Gegend.
Gekeimter Roggen nach der Solartrocknung.
Essenerbrot in Rohkostqualität.
Roggen- Essenerbrot mit getrockneten Feigen.
"Die Buddenbrocks".
Der Roggen gedeiht unter einem uralten Feigenbaum.
Gemischtes Vollkornbrot mit Backferment, Feigenbrot und Bergkäse des Feigentals (Südperu).