Das Feigenbrot und die Ewigkeit
Phönizier, Perser, Araber, Griechen, Römer, Otomanen: Die Menschheit hat von diesem einfachen Rezept seit Urzeiten profitiert. Seine lange Haltbarkeit, sein hoher Nährwert und sein milder Geschmack haben unterschiedliche Zivilisationen in unterschiedlichen Zeitalter erobert. Die archäologischen Reste, die in Laufe der letzten 100 Jahren an der Ostküste des mediterranen Meeres und in ihrem Hinterland gefunden worden sind, geben uns Auskunft über ein einfaches und nahrhaftes Rezept, das Armen und Reichen zur Verfügung stand und seit (mindestens) 11000 Jahren die Menschen ernährt.
Die Archäologie kann uns helfen, die Relevanz dieses Präparates für die uralten Ernährungssysteme des mediterranen Raums zu verstehen. Das aus Keramik bestehende Gefäß, das in Tel Miqne, Ekron (Israel) in 1996 während einer Ausgrabung entdeckt und vermutlich im 7. Jahrhundert v.Chr begraben wurde, hatte die Inschrift „dbl“. Die Benennung ist verwandt mit den uralten hebräischen, ugaritischen, arabischen und aramäischen Sprachen und bedeutet „getrocknete Feigen“ oder „Feigenbrot“. Zurzeit positioniert sich das „Pan de higo“ als ein Produkt, das sowohl als Arzneimittel (vor allem im Mittleren Osten) als auch Delikatessen (in Europa) vermarktet wird.
Die hier vorgestellte Varianten des Feigenbrots fokussieren sich auf den Nährwert: Sie müssen gut schmecken, ja, müssen aber im Prinzip dem Menschen mit wertvollen Nährstoffen versorgen. Da getrocknete Feigen sehr reich an Vitaminen, Mineralstoffe, Ballaststoffe und Antioxidationsmittel sind, kann man damit echte nahrhafte Präparate in Rohkostqualität mit einem Fleischwolf (oder einer Presse) herstellen. Die Feigen habe ich selbst im Freien getrocknet, sie stammen aus meinem uralten Feigenhain. Wenn es nötig ist, füge ich andere Zutaten meines Hofes wie Granatapfel, Fenchelsamen, Pacay, Maulbeeren und Brennnessel hinzu.
Die geschichtsreichen Feigenbäume des Siguas Tals während der Erntezeit (Dezember-April).
Meditative Ernte inmitten einer Kulturlandschaft.
Die Trocknung erfolgt im Freien oder in dem Solartrockner.
Die getrockneten Feigen werden mit einem Fleischwolf in Paste umgewandelt. Falls man den Eisengehalt erhöhen will, gerne Brennnessel hinzufügen.
Das mittelalterliche Panforte mit 10% gekeimten Weizenkörnern.
Das traditionelle Feigenbrot mediterraner Herkunft.
Feigenbrot mit gekeimtem (und dehydriertem) Roggen.
Feigensalami mit Tarwimehl (einer Hulsenfrüchtesorte Perus).
Feigenbrot mit Hanfsamen.
Feigenbällchen mit Gewürzen.
Feigendolmakia.
"Ficatumbrot" als "Complete Food": Feigenpaste, gekeimte (und dehydrierte) Weizenkörner und Tarwimehl als Eiweissquelle.
Gepresstes Feigenbrot.
Feigenbrot mit Kakaopulver aus dem Amazonas Gebiet Perus.
Feigenbrot mit Fenchelsamen und Pacay.
Kreuzung zwischen Eurasien und Peru: Feigenbrötchen mit Macapulver, Tarwimehl, Rosmarin und Fenchelsamen.
Das Feigenbrot ist ohne Zweifel der Ausdruck unterschiedlicher kultureller Hybridationen, die im Laufe der Jahrhunderte stattgefunden haben. Die Tatsache, dass der Ursprung der hier vorgestellten Rezepte eine uralte Feigenbaum-Plantage ist, die in einem verlassenen Tal in Südperu liegt und deren Sorte in Hispania durch die Araber im VIII. Jahrhundert eingeführt wurde, zeigt uns, inwiefern die Landwirtschaft von Migration und Wiederfinden geprägt ist.
Bibliographie:
Dvora Namdar und Irit Ziffer. "Figs in History and Art". In: Advances in Fig Research and Sustainable Production. CABI. 2021.
Juan Pedro Monferrer-Sala. "Coge un cataplasma de higos, ponla en la llaga y sanarás y vivirás". Terminología médica especializada en una traducción árabe del episodio de la enfermedad del rey Ezequías. Panace@. Vol. XX. N. 49. 2019.