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Die Wiederbelebung von unterschätzen Pflanzensorten
durch Bioanbau und Geschichte

Meine landwirtschaftliche Arbeit widme ich der Wiederbelebung von unterschätzen Pflanzensorten durch die ganzheitliche Gestaltung einer kleinen Feigenbaum-Plantage, welche die älteste Manifestation der Feigenkultur auf der ganzen Welt beheimatet und in dem Siguas Tal (Arequipa, Peru) sich befindet. Hier sind alte Steinöfen zu sehen, die sich mit archäologischen Ruinen verschmelzen, sowie uralte Feigenbäume, die meditative Ruhe im Einklang mit der Kulturlandschaft bieten. Die Verbindung zwischen Kultur und Natur erlaubt mir, den Hof als ein Kunstobjekt zu verstehen und zu gestalten.

Nicht nur Feigenbäume bedecken diesen geschichtsreichen Ort. Weizensorten, die vor 400 Jahren in Arequipa eingeführt wurden, sind auch ein wichtiger Bestandteil der Geschichte dieses verlassenen Tals. Die Öfen sind echte Ruinen, die eine ferne und essbare Vergangenheit beim Zuschauer hervorrufen: hier wurde Vollkornbrot gebacken. Dank des Solakochens war es mir möglich, diese alte Brotkultur wiederzubeleben und das Getreide auch Bäcker:innen in Arequipa und Lima (Haupstadt Perus) zur Verfügung zu stellen. Der Roggen erlaubt mir, Schwarzfeigenbrot mit meinem low cost Hohenheim Solatrockner herzustellen und die Getreidekultur des Tals zu erhalten.

Die Biotope beheimaten Amphibien und Insekten. Auf diese Weise schaffe ich einen lebendigen Organismus, der zwei Vorteile anbietet: zuerst fördere ich die Erhaltung der Biodiversität in den drei Ebenen des Hofes (der Berg, der Feigenhof und die Bäche), zweitens profitiere ich von den Myriaden von Insekten, die mir erlauben, lebendige Natur zu fotografieren und den Besuchern (immer mehr Menschen interessieren sich für diesen archäobotanischen Naturpfad) eine Wildbiene, einen Marienkäfer oder eine schwarze Wespe zu zeigen.

Die Saisonalität lässt sich in zwei Phasen teilen: die Sommer gehört den Feigen, der sonnige Winter (hier scheint die Sonne 320 Tage pro Jahr) ist Getreidezeit. Inzwischen tauchen Brennnessel, Löwenzahn, Molles, Pacayes, Granatäpfel, Zitronen und Ackerschachtelhalm, die neben uralten Felszeichnungen (die ferne Vergangenheit wurde hier mit Kunst vor Jahrtausenden versteinert) die Wildenatur des Siguas Tals verkörpern.

Der Sonne ist mein Helfer. Entweder mit Solarthermie oder Fotovoltaik bin ich immer in der Lage, einige unterschätzte Früchte wie der Pacay oder die Guayaba (zwei Obstsorten, die eine wichtige Rolle bei den Ernährungssystemen alter peruanischen Kulturen spielten) mit Solarenergie zu veredeln. Wenn möglich, stelle ich damit essbare Skulpturen her, wobei die Feigenpaste aus getrockneten Feigen als Basis dieser Kreationen wegen ihrer harten Konsistenz dient.

Der Bioanbau bestimmt die interdisziplinäre Intervention dieser archäobotanischen Flächen. Dank dieser wilden Sammlung von geschichtsreichen Kräutern und Obstbäumen und der sorgfältigen Anwendung der biodynamischen Präparate ist ein Ort entstanden, der einen interkulturellen Dialog ermöglicht. Feigenbäume waren echte Kulturgüter für Spartaner, Araber, Römer und Otomanen. Brennnessel und Roggen bestimmten den Symbolismus des Mittelalters im deutschsprachigen Raum. Molles und Pacayes sind pflanzliche Vertreter des alten Perus. Im Endeffekt fließen unzählige ferne Impulse in diesem kleinen Feigenhof zusammen und bilden eine hybride Identität.

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